Politisches Samstagsgebet München
05. Mrz 2016 – 18:00 Uhr , München, KHG, Leopoldstr.11
Wider die Ohnmacht Was uns Kraft gibt
Oft fragen wir uns, welchen Sinn unser Einsatz
für Frieden und Gerechtigkeit hat. Wird es nicht eher schlimmer als besser? Wir
sind so wenige. Wer hört uns?
Fragen, die sich auch Dorothee Sölle –
gewissermaßen die Urheberin unseres politischen Samstagsgebetes – stellte.
Eine Antwort gibt sie selbst in einer Rede.
Im Jahr 1976 hatte sie an einer
Widerstandsaktivität vor dem Pentagon teilgenommen und fragte, enttäuscht von
dem fehlenden Echo in der Presse, Daniel Berrigan, einen amerikanischen
Friedensaktivisten, „Wer hört uns denn, wer sieht uns denn?“
Die Antwort von Berrigan: „War es eigentlich
je anders? Man kann den Erfolg nicht zur letzten Kategorie machen. Wenn man nur
das tut, was Erfolg verspricht, dann macht man sich selbst kaputt.“
Dorthee Sölle geht davon aus, dass wir
Dinge tun, weil wir sie für richtig und wahr halten.
In der genannten Rede zitiert sie einen Freund: „Weißt Du, Du musst das mit
einem längeren Atem sehen, im Mittelalter, da haben die Menschen Kathedralen
gebaut, an denen haben sie manchmal 200 Jahre gebaut.“
Mit dem Hinweis darauf, dass somit die meisten Handwerker, nur Stücke ihrer
Bauwerke ge-sehen, die Vollendung des Gotteshauses aber nicht mehr erlebt
haben, fährt der Freund fort:
Wenn einer alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit.
Dom Hélder Câmara
“Uns, die wir an der Kathedrale des Friedens bauen, geht es nicht besser. Wir sehen auch nur Stücke, wir müssen trotzdem so leben mit diesem Bau und mit diesem Traum, von denen, die vor
uns so etwas versucht haben, lernen.“
Abschließend stellt Dorothee Sölle fest:
“ Der Erfolg kann dabei nicht unsere einzige Kategorie sein. Es gibt Dinge,
die musst du tun, ob deiner eigenen Würde willen, damit du dir noch ins Gesicht
sehen kannst. Es gibt Dinge, die musst du tun, damit du überhaupt ein Mensch
bleibst. Und das, meine ich, relativiert die Kategorie Erfolg und bringt uns
auf einen festen Grund, wo wir nämlich Dinge tun, weil wir sie für richtig und
wahr halten. Auch dann, wenn sie jetzt in unserer Stadt oder vielleicht in
meiner Lebenszeit keinen Erfolg haben, werde ich sie trotzdem tun, auch
wenn das Leben, das ich habe und zu geben habe für den
Frieden, dabei vergeht.“
(Quelle: „Ohne Rüstung leben, 3/2003)
„Ohne Hoffnung keine Zukunft“ sagen
die Autorinnen Barbara Tambour und Bettina Röder in Publik Forum (Ausgabe: 1“/ 2016 S.13 ff) :
„Der aktuellen Resignation
zum Trotz: Menschen stehen immer wieder auf. Sie verändern, streiten und leben
für eine gerechtere Zukunft.“
Und fragen: „Was treibt sie an, was ist das Geheimnis ihrer Hoffnung ?“
Im Hinblick auf die vielen
Engagierten in unserem Land und weltweit, stellen die Autorinnen weiter fest:
“Diese Menschen machen deutlich: Nur wer
hofft, kann verändern. Deshalb können wir den intellektuellen Skeptizismus
eigentlich gar nicht leisten. Wer keine Hoffnung hat, überlässt die Weltläufe
den Bürokraten, die lediglich verwal-ten oder dem neoliberalen Diktat, das
Konsum, Wettbewerb und Wachstum zur
obersten Ma-xime macht. Wer die Welt gestallten und be-wahren will, braucht die
Hoffnung, dass sein Tun sinnvoll und erfolgreich sein wird. Nicht die Ge-wissheit,
aber die Hoffnung. Sie ist der Schlüssel für eine bessere Zukunft.“
Zusammen mit dem Vorbereitungteam wollen wir diesmal uns gemeinsam Mut machen und Kraft schenken - wider der Ohnmacht - im Engagement für eine „andere“, eine bessere Welt.